Saint Martin du Canigou

Abtei Saint-Martin-du-Canigou

Die Abtei Saint-Martin-du-Canigou liegt 1055 Meter hoch am Fuße des Pic du Canigou in den französischen Pyrenäen im Roussillon, etwa 55 km westlich von Perpignan.
Die Klosterkirche gehört, neben der Abtei von Saint Philibert in Tournus (Burgund), zu den Gründungsbauten der romanischen Architektur in Frankreich. Zu Beginn des 11. Jh. wurden diese beiden Gebäude nach dem Vorbild der (nicht mehr erhaltenen) zweiten Kirche von Cluny als erste vollständig mit einem Tonnengewölbe ausgestattet, so dass Saint-Martin-du-Canigou eines der wenigen verbliebenen Zeugnisse aus dieser frühen Zeit darstellt.
Die Gründung (als Tochterkloster der Benediktinerabtei im spanischen Ripoll) erfolgte im Jahre 1005 durch Guifred Cabreta, einem Enkel Wilfried des Haarigen, dem Gründer der Grafschaft von Barcelona. Ein weiterer Nachfahre, der bis heute in Katalonien verehrte Abt Oliva (damals bereits Abt von Ripoll, Elne und Saint-Michel-de-Cuxa), weihte die Kirche 1009 und wurde auch hier Abt.
Der Glockenturm wurde etwas später (1026) angefügt und weist lombardische Stilmerkmale auf.
Die Anlage liegt auf einem von steilen Felsabstürzen umgebenden Plateau. An der Südseite der Kirche liegt der Kreuzgang, der aus der Frühzeit des Klosters stammt, aber leider durch eine ungeschickte Restaurierung um 1900 stark verändert wurde. Von dem früher zweistöckigen Kreuzgang ist - ähnlich der Südgalerie in Serrabone - heute nur eine einzige Galerie vorhanden, und das wahrscheinlich nicht einmal an ihrer ursprünglichen Stelle. Sie konnte aus Bruchstücken rekonstruiert werden, die sich in den benachbarten Dörfern befanden. Die Kapitelle stammen aus dem frühen 11. Jh. und sind damit über 100 Jahre älter als die der beiden anderen Klöster.
1428 wurde Saint-Martin-du-Canigou bei einem Erdbeben teilweise zerstört, bereits 1783 von den Mönchen verlassen und später von Revolutionären verwüstet.
Der Bischof von Perpignan initiierte 1902 den Wiederaufbau der Gebäude. Seit 1952 fanden erneut unter Leitung des Einsiedlers und Benediktinermönches Bernard de Chabannes Restaurierungsarbeiten statt. Das Kloster stand bis Mitte der 80er Jahre Menschen zur stillen Einkehr offen; Frère Bernard hielt täglich abends philosophische Betrachtungen zum Thema "Stille" ab.
Seit dessen Tod wird die Abtei von einer jungen - aus Männern und Frauen bestehenden - religiösen Gemeinschaft bewohnt.


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